Evaluation der Einzeleffekte schwierig
Die Autoren beschreiben in ihrer Arbeit das zentrale Problem eindrücklich: Wenn man die Wirksamkeit einer Massnahme im Rahmen eines Lockdowns beurteilen will, so hat man immer das Problem, dass eine Massnahme nie isoliert eingeführt wird. Dabei versuchten die Autoren vor allem Unterschiede bei den Massnahmen in den Kantonen auszunutzen. Dies in der Annahme, dass sich in den Kantonen das übrige Verhalten vergleichen lässt. Natürlich ist dem nicht so, was die Autoren auch beschreiben. Denn die Kantone und die Bevölkerung selbst haben die Bedrohung unterschiedlich eingeschätzt. Wenn ein Kanton viele Warnungen ausspricht und dringend eine Barschliessung beschliesst, so wird diese Empfehlung nicht nur den Besuch von Bars verhindern, sondern auch weitere persönliche Verhaltensänderungen mit sich bringen. Damit sind zahlenmässige Veränderungen in der Hospitalisationsrate nicht zwingend nur auf die Barschliessungen zurückzuführen. Diese Unterschiede im Verhalten von Menschen konnten wir alle auch eindrücklich sehen, wenn wir nach der Aufhebung von Massnahmen in der Schweiz unterwegs waren. Das Verhalten der Menschen in den Bahnhöfen St. Gallen, Zürich oder Bern war sehr unterschiedlich, sei es nur das freiwillige Tragen einer Maske, die Händedesinfektion oder das Anstehen an einem Büroschalter.
Die Autoren der Arbeit haben diese Einschränkung ausführlich diskutiert. Sie haben auch intensiv versucht, unterschiedliche Modelle und unterschiedliche Datensätze in die Beurteilung einzubeziehen. Daraus resultierten dann auch unterschiedliche Wirksamkeitsschätzungen. So oder so, die Aussagen zu einzelnen Massnahmen bleiben eine Modellberechnung und die Wirkungen der Massnahmen könnten über- aber auch unterschätzt sein. So schreibt Schöchli auch zu Recht: „Einer einzelnen Analyse sollte man deshalb nicht allzu viel Gewicht beimessen“. Eine weitere Problematik bei der Beurteilung der Wirksamkeit von Massnahmen ist die Frage, wie gross der Effekt der Massnahme war und ob sich die negativen Folgen der empfohlenen Massnahme durch den Effekt derselben auch rechtfertigen lassen. Dabei denke ich nicht nur an wirtschaftliche Folgen.
Maskenpflicht als Beispiel
Grundsätzlich ist unbestritten, dass eine Infektionskrankheit der Atemwege wie Covid nur übertragen wird, wenn Menschen beisammen sind. Bei maximaler Isolation, wie das z.B. China zu praktizieren versucht, werden wir somit immer einen Effekt haben. Die Frage ist, mit welchen Kosten. Die Dursetzung einer Maskenpflicht ist ein oft genanntes Mittel, welches vergleichsweise billig ist. Die Wirksamkeit derselben ist allerdings ebenfalls bescheiden (siehe dazu „Der Corona Elefant„, S. 164f), was auch in der SECO-Analyse (s. Abb. oben) bestätigt wird. Doch wir haben bereits angedeutet, dass Lock-Down Massnahmen auch gesundheitliche Konsequenzen haben können (siehe dazu „Der Corona Elefant„, S. 170). Wir werden bald hier die Frage des Immun Immun-Trainings im Alltag diskutieren. Hier sei lediglich festgehalten, dass ein Effekt einer Massnahme immer auch mit deren „Nebenwirkungen“ abgewogen werden muss. Die SECO-Analyse untersucht bewusst KEINE Nebenwirkungen von Massnahmen, sei es wirtschaftlicher oder medizinischer Art. Sie fokussiert – gut nachvollziehbar – lediglich auf die Abschätzung der Wirkungen.
Signifikant heisst nicht zwingend verhältnismässig
Mit dieser Einschränkung zur Aussage der Studie ist auch gleich das Hauptproblem bei der Beurteilung von Massnahmen angesprochen: Auch wenn eine Massnahme für sich betrachtet die Anzahl von Hospitalisationen reduzieren kann, so bedeutet dies nicht, dass man sie auch einführen muss. Die SECO-Studie hat Massnahmen beurteilt, welche zur Senkung von Hospitalisationszahlen führten. Doch wie im Corona-Elefant dargelegt (S. 159 ff.), müssen wir uns zunächst überlegen, welches Ziel eine Massnahme hat. Das deklarierte Ziel war immer die Verhinderung der Überlastung des Gesundheitssystems und nicht die Anzahl Hospitalisationen, auch wenn letztere natürlich ein entscheidender Marker für das genannte Ziel ist. Dass unter den zahlreichen Analysen in der SECO-Arbeit einzelne Massnahmen mit einer Senkung der Hospitalisationszahlen assoziiert sind, ist wie oben erwähnt keine Überraschung. Die Frage ist aber nicht nur, ob der Effekt signifikant, also statistisch erhärtet ist, sondern ob der beobachtete Effekt ausreicht, um damit die in Kauf genommenen Schäden zu rechtfertigen. Diese Analyse ist noch ausstehend.
Natürlicher Verlauf unterschätzt
Die SECO Studie auch publizierte Arbeiten einbezogen und referenziert. Dabei fällt auf, dass die Studie keine Arbeiten zur Wirksamkeit von Lock-Down Massnahmen VOR der Covid-Pandemie berücksichtigt hat. Dies scheint mir ein grosser Mangel. Wir sollten nicht davon ausgehen, dass sich Menschen jetzt zum ersten Mal Gedanken zur Wirksamkeit von Massnahmen gemacht haben. Auch sollten wir, um uns vor neuen Herausforderungen zu wappnen, nicht davon ausgehen, dass eine nächste Pandemie gleich verlaufen wird, wie die Covid-19 Pandemie. Insbesondere schade erachte ich es, dass die Autoren die interessanten Arbeiten zum Verlauf der Epidemien VOR oder OHNE Lock-Down Massnahmen nicht in die Diskussion einbezogen haben. Denn aus diesen Arbeiten geht hervor, dass bei fast allen untersuchten Epidemien, selbst bei der schweren Spanischen Grippe 1918, die Infektionszahlen abfielen, bevor die Massnahmen beschlossen wurden. Es scheint, dass wir in unserem „Machbarkeits-„Wahn den natürlichen Verlauf von Epidemien etwas unter- und unsere Massnahmen eher überschätzen. Ich empfehle meinen Lesern daher die Lektüre der entsprechenden Zusmmenhänge im Corona-Elefant auf Seite 169f.
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11 Comments
Ich studiere gerade mit Gewinn das Buch Corona Elefant. Danke für ihre Einschätzungen und Zusammenstellung vieler interessanter Studien und Details.
Auf Seite 168 geben sie an, dass auf der Website Corona-Elefant.ch farbige on line Darstellungen von Tabellen bestehen.
Wie findet man diese?
Danke für die Erinnerung. Diese Pendenz ist mir untergegange. Ich werde eine Serie von PPT Slides mit den Abbildungen aus dem Buchkapitel und weiteren Illustrationen zum Buch voraussichtlich am nächsten Wochenende hochladen. Danke für die Geduld.
Wir sind ein Kollektiv von Frauen, die sich von Anfang an, seit Frühling 2020, entgegen der behördlichen Angstkommunikation, sich selbst ein Bild gemacht hat über die Pandemie-Lage. Wir haben Zahlen und Fakten recherchiert, diskutiert, abgewogen, verworfen, erneut recherchiert, diskutiert und sind zu einer stabilen Haltung gekommen. Wir haben stets Ihre Stellungnahmen u.v.a. verfolgt und das Buch „Der Corona-Elefant“ gelesen. Wir finden es erstaunlich, dass die Aufarbeitung so harzig geht und unverständlich, dass in einer Untersuchung zur Wirksamkeit der Lockdowns, der Abfall der Fallzahlen bereits vor dem ersten Lockdown keine Erwähnung findet. Die mageren Erkenntnisse lassen den Seco-Bericht insgesamt ziemlich nutzlos erscheinen.
Die desolaten Zustände infolge der Personalschrumpfung in den Spitälern und den Pflegezentren bereits heute, lassen im Herbst erneute Massnahmen als sehr möglich erscheinen. Ein Strategiewechsel von Seiten der Behörden ist aber nicht wahrnehmbar. Es ist zu befürchten, dass wir erneut mit Massnahmen ohne Evidenz und der bekannten Angstkommunikation fertig werden müssen. In diesem Zusammenhang haben wir einige Fragen zu Behauptungen, mit denen wir immer wieder konfrontiert werden und keine schlüssigen Antworten gefunden haben. Wir erlauben uns diese Ihnen hier zu stellen:
1. Die Virenlast unter den Infizierten ist bei geimpften Personen kleiner als bei ungeimpften Personen. Wenn dies zutrifft welche sinnvollen Konsequenzen ziehen wir daraus?
2. Omikron hätte eine schlimme Mutation sein können und es kann immer wieder eine neue kommen. Wenn wir richtig verstanden haben, wird das Virus natürlicherweise schwächer.
3. Je mehr geimpft wird, auch weltweit, desto weniger Mutationen gibt es. Unserer Meinung nach kann man sich genauso das Gegenteil vorstellen. Je mehr geimpft sind, desto mehr muss das Virus mutieren, um die Immunantwort zu umgehen. Wahrscheinlich kommt es darauf an, von welchem Zeitpunkt der Pandemie man spricht.
4. Die Pandemie muss global bekämpft werden, wegen dem Petrischalen-Effekt. Diese Behauptung verstehen wir gar nicht.
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns , Antworten geben könnten und möchten Sie abschliessend fragen, wie Sie die Situation im Hinblick auf den Herbst einschätzen.
Danke. Das sind ein paar gute und wichtige Fragen. Ich hoffe, dass ich diese Woche noch antworten kann. Bis bald
PV
Danke für die interessanten Fragen und bitte entschuldigen Sie die Verzögerung, z.T. auch wegen Ferien.
Hier meine Antworten zu Ihren vier Fragen:
1. Viruslast unter Geimpften kleiner und Konsequenzen daraus
Ich bin der Meinung, die Viruslast wird überschätzt. Eine Arbeit aus Genf (Puhach et al) hat dazu interessante Resultate gefunden. Während der Delta-Infektion hatten Geimpfte geringere Viruslast bei Impfdurchbruch. Doch bei der ersten Omikron-Welle war dieser Unterschied fast aufgehoben. Aus meiner Sicht passen diese Befunde sehr gut zu unserem Allgemeinen Verständnis der Immunabwehr. Ich versuche dazu in den nächsten Wochen noch etwas zu schreiben. Nur Kurz: Antikörper können nur die Infektion des an der Zelle andockenden Virus verhindern, wenn das neue Virus eine ähnliche Oberfläche hat. Coronaviren ändern mit der Zeit ihre Oberfläche (v.a. Spike-Protein). Damit wird eine Infektion wieder möglich. Die Viruslast ist dann aber nicht primär abhängig vom Antikörpertiter (Menge der gemessenen Antikörper im Blut) sondern eine Funktion der zellulären Immunabwehr. Das wird meist falsch interpretiert. Nicht nur die Antikörper führen zum abgeschwächten Verlauf der Immunantwort, sondern vor allem die Abwehrzellen. Diese Abwehr ist viel weniger spezifisch gegen ein einzelnes Virusprotein, sondern sie ist sehr breit. Mit dieser zellulären Abwehr werden infizierte Zellen (eigentlich die Produktionsorte der Virusinfektion) erkannt. Gelingt der Immunantwort eine „Früherkennung“, dann darf man auch davon ausgehen, dass die Viruslast frühzeitig gebremst werden kann.
Die Genfer Studie (und andere auch) zeigen nun, dass mit der Evolution des Virus (ein völlig natürlicher und üblicher Prozess) die Bedeutung der Antikörper für die Immunantwort immer schwächer wird.
Eine repetitive Impfung (oft auch «Boosterung» genannt) kann die Reaktionszeit des zellulären Immunsystem noch einmal etwas beschleunigen. Doch dieser Effekt ist kurzfristig und für die gesamte Entwicklung vermutlich irrelevant. Aber dazu werde ich später noch berichten. Was heute immer klarer wird: Die durch die Impfung hervorgerufene Antikörper-Antwort wird immer weniger relevant, weil sich das Virus verändert und nicht mehr durch die Antikörper «neutralisiert» wird.
Wir haben Hinweise aus Antikörperstudien (darüber später noch mehr), dass bei uns rund 80% der Bevölkerung eine natürliche Covid-19 Infektion durchgemacht haben (zwei Drittel ohne dies zu realisieren). Diese natürliche Infektion hinterlässt eine bessere Immunantwort als eine Impfung. Wir dürfen davon ausgehen, dass wir in einer endemischen Phase der Infektion angelangt sind und keine schweren Konsequenzen zu befürchten haben. Darüber bald mehr…
2. Omikron hätte «schlimme Mutation» sein können
Ich weiss nicht, wie «schlimme» Mutation definiert ist. Der natürliche Prozess, dem jedes neue Virus, das auf eine andere Spezies gelangt unterworfen ist voraussehbar. Jedes Coronavirus produziert bei der Vermehrung Mutationen. Es werden diese Viren erfolgreich, welche einen Vorteil gegenüber anderen Mutationen haben. Das sind sicher Viren, die besser übertragbar sind. Es wird oft von Killer-Viren gesprochen: Dazu gibt es null Evidenz. Im Gegenteil: Das Virus wird besser übertragen, wenn es den Menschen nicht allzusehr krank macht. Denn wenn sich eine kranke Person zurückzieht, ist sie nicht mehr in der Lage, sehr viele andere Personen anzustecken. Aus der Sicht der Virusübertragung sind somit genau diese Virusmutationen erfolgreich, die den Menschen in seinem Alltag wenig beeinträchtigen. Daher können wir dies als Naturgesetz auffassen, dass die Viren sich in Richtung «mildere Krankheitsformen» anpassen werden. Wer nun Angst vor Killerviren schürt, hat nichts von Biologie verstanden oder will die Menschen bewusst verunsichern oder sogar daraus Profit schlagen.
3. Je mehr geimpft, desto weniger Mutationen
Das ist sicher falsch. Mutationen im Spike Protein (und auch andere) entstehen unter einem Selektionsdruck. Je mehr Personen geimpft sind, desto höher ist der Selektionsdruck auf das sich ständig mutierende Virus und es werden Viren selektioniert, die nicht mehr durch die Impfantikörper abgewehrt werden.
4. «Petrischalen-Effekt»
Diese Aussage verstehe ich nicht. Ich weiss nicht, was man darunter versteht. Ich gehe davon aus, dass die Pandemie nun in eine endemische Phase gekommen ist und die Natur, respektive unser Immunsystem die Situation im Griff hat.
Vielen Dank für die aufschlussreichen und spannenden Antworten. Wir fühlen uns bestätigt uns und bestärkt weiter zu denken und die Behauptungen in den Medien und in unserem Umkreis kritisch zu hinterfragen.
Wir haben also festgestellt, dass der Seco-Bericht wenig Handlungsanweisungen für die Behörden enthält. Evidenzbasierte Massnahmen sind dem Bericht zufolge einzig die Schliessung von Restaurants und das Untersagen von Veranstaltungen in Innenräumen. Ähnlich dürftige Ergebnisse liefert im Übrigen auch das deutsche Gutachten zur Evaluierung der Massnahmen. Wie fliessen denn Ihrer Meinung nach (auf die Schweiz bezogen) für den Herbst relevante Erkenntnisse in die Kanäle der Politik (zu den EntscheidungsträgerInnen)? Nach unserem Verständnis bleibt lediglich die Frage, auf welche Weise sich Menschen mit Vorerkrankungen und/oder fortgeschrittenem Alter weiterhin sinnvoll schützen können. bzw. geschützt werden sollten. Sehen Sie das anders?
Es fragt sich in diesem Zusammenhang auch, welche Rolle Asymptomatische (Geimpfte und Nichtgeimpfte gleichermassen) im Infektionsgeschehen spielen und welche Schlüsse für das weitere Infektionsgeschehen zu ziehen sind. Wenn wir richtig interpretieren, gehen Sie davon aus, dass auch Menschen ohne Symptome – entgegen der Ende 2020 erschienen Studie aus Wuhan – die Infektion weitergeben können. Dass auch Symptomlose hochansteckend (Geimpfte und Nichtgeimpfte gleichermassen) sein können, beobachten wir in unserem Umfeld ebenfalls. In einer endemischen Phase müsste unserer Meinung nach auch die doch recht kostspielige breitflächige Testung eingestellt werden.
Wir freuen uns auf eine gelegentliche Beantwortung und grüssen freundlich
Danke für den Diskussionsbeitrag.
Ein paar Punkte zu ihrem Beitrag:
– Schutz von älteren Menschen: Auch hier gilt: Wer einmal geimpft ist, hat eine sehr gute Grundlage, um bei einer nächsten Infektion (mit einem andere verwandten Stamm von SARS-CoV-2) recht rasch eine Immunantwort aufzubauen. Folge ist: kürzere Erkrankung, weniger lange ansteckend, mildere Verlaufsform. Allerdings müssen wir festhalten, dass das Abwehrsystem bei hochbetagten Menschen deutlich abnimmt. Das ist der Grund, weshalb ältere Menschen (schon vor Covid-19) immer wieder an Corona- und anderen Virusinfektionen sterben. Daran können wir mit allen Massnahmen nichts ändern. So ist das Leben.
Ältere Menschen (z.B. ab 70) können vielleicht noch von einer Auffrischung durch eine Impfung profitieren, doch der Beitrag ist in dieser Situation vergleichsweise bescheiden und wird m.E. überbewertet. Noch unerforscht sind die potentiell negativen Wirkungen von repetitivem Impfen. So ist zum Beispiel nicht gezeigt, dass die Gesamtmortalität bei mit mRNA-Impfstoff geimpften sinkt. Auch gibt es erste Labordaten (Föhse et al, prePrint), wonach die mRNA-Impfung die Funktion des angeborenen Immunsystems (Interferon-Produktion) hemmen. Solche Daten und die längerfristigen Folgen der Impfung müssen noch studiert werden.
– Besonders gefährdete Personen (und das sind weniger als üblicherweise angenommen, nicht jede Person mit Bluthochdruck!!), sind am besten mit einer Impfung geschützt. Die Meisten hatten in der Zwischenzeit auch eine natürliche Infektion. Die Natürliche Infektion hinterlässt noch einen viel besseren Schutz als die Impfung.
– Infektiosität bei Symptomlosen: So wie ich die publizierten Daten verstehe, ist die Infektiosität bei Symptomlosen Personen eher geringer als bei Symptomatischen. Kurz bevor die Symptome Auftreten, sind Personen auch infektiös (die Zeitspanne wurde allerdings oft zu hoch angegeben).
– Ich stehe voll und ganz hinter Ihrer Position betreffend Testen: Es hat heute, da fast 100% der Bevölkerung immun ist, KEINEN Sinn mehr, bei jeder Erkrankung einen Covid-19 Test zu machen. Konsequenterweise müssten wir das auch bei anderen Infektionskrankheiten der Atemwege machen was wir aus gutem Grund in den letzten Jahrzehnten vermieden haben. Es ist Zeit für einen normalen Umgang mit Infektionserregern. Die Menschheit hat genügend andere Probleme!
Sehr geehrter Herr Professor Vernazza
Herzlichen Dank für Ihre und Ihrer Kollegen Arbeit, die ich als überaus kostbar wertschätze.
Mich beschäftigt hier nun spezifisch die Verängstigungen der (Schul)kinder und Jugendlichen bis zu jungen Erwachsenen, die als Infektionstreiber durch ihr ausgelassenes Tun, sich nicht so genau an Regel haltend (Maske tragen, Abstand halten) u.a. dargestellt und dadurch bedroht und verängstigt wurden (u.a. «deine Oma könnte sterben, wenn du sie besuchen gehst oder umarmen willst!»). Auch in der Schweiz rückte die Polizei aus, wenn jemand Meldung machte, dass Kinder bei den Grosseltern in der Wohnung waren…
Lehrer scheinen gezwungen – oder denken nicht selber nach – sich über die Kinder zu ärgern, denn sie sollten mit Maske in der Schule sitzen und dadurch die Infektionsübertragung wesentlich verhindern, etc.
Soweit mir bekannt ist, geht das Umgekehrte vonstatten: z.B. ältere Menschen, die mit Kindern (überhaupt Anderen) in irgendeiner Form in Kontakt stehen, geht es besser, ebenso, was in meiner Frage nun relevant ist, auch bezüglich Infektionsabwehr? Wie sehen Sie das aus immunologischer, wissenschaftlicher Sicht?
Ich danke für eine gelegentliche Antwort und grüsse Sie freundlich.
Sehr geehrter Herr Vogel
Besten Dank für Ihren Kommentar
Ich sehe wie Sie keinen triftigen Grund, weshalb wir – und dies noch immer ! – bei jungen Menschen so grosse Angst und auch Schuldgefühle auslösen müssen. Die Angst halte ich wie Sie in jeder Präventionsarbeit als kontraproduktiv (vgl. auch meinen Kommentar dazu im Corona-Elefant S. 160/161 und den Beitrag von Heinz Schott, S 278 ff).
Sie beschreiben eine interessante Beobachtung, wonach ältere Menschen mit mehr Kontakt zu anderen weniger Probleme hatten. Das ist durchaus möglich. Der Artikel, den ich im letzten Beitrag von Föhse aus dem Team von Netea zitiert habe, zeigt die mögliche (unerwünschte) Wirkung einer mRNA-Impfung auf das Immunsystem. Die Gruppen von Netea in den NL und auch Benn aus Dänemark interessieren sich seit vielen Jahren für das immunologische Training. Je mehr Kontakt wir mit Viren haben, desto besser wird das angeborene Immunsystem trainiert, seine Virusabwehr durch Interferon zu mobilisieren. Nach Kontakt mit RNA-Viren, wird die Zelle angeregt und produziert beim nächsten Kontakt (mit einem anderen Virus) bereits eine höhere Interferon-Antwort. Dieser Trainingseffekt dauert allerdings nur wenige Monate.
Vor einem knappen Jahr habe ich zu dieser Hypothese mal in der NZZ einen Kommentar („Vielleicht sollten wir uns wieder die Hand geben“) gemacht, doch dies blieb in „Fachkreisen“ recht unbemerkt. Jedenfalls glauben immer noch viele Fachpersonen, dass Masken auch in Zukunft nur Segen bringen werden.
Sie fragen nach wissenschaftlicher Evidenz, welche Ihre Beobachtung stützt. Leider kenne ich da keine Daten, es wäre schön, wenn mehr dazu untersucht würde. Aber vielleicht meldet sich ja eine Leserin oder ein Leser, der/die mehr darüber wissen.
Herzliche Grüsse
Pietro Vernazza
PS: ich bin nicht sicher, ob Ihr Beitrag als Replik auf den seco-Bericht-Artikel gedacht war, oder eher zum neuen Artikel zum Re-infektionsrisiko.
Sehr geehrter Herr Professor Vernazza
Da ich beim Bundesrat und den Behörden kein Strategiewechsel feststellen kann, beschäftigt mich vor allem ein Thema:
Der Bundesrat hat mit Pharmaunternehmen geheime Knebelverträge im vermutlich zweistelligen Milliardenbereich unterschrieben. Der Impfstoff muss nun an den Mann bzw. die Frau gebracht werden, ansonsten gerät die Regierung unter gewaltigen Erklärungsnot. Es ist davon auszugehen, dass von wissenschaftlicher Seite wiederum ein angeblich sehr ansteckender und gefährlicher Mutand ins Feld geführt wird. Auch die Spitäler werden schnell an ihre Kapazitätsgrenzen gelangen, weil man die Intensivbetten weiterhin abgebaut hat. Aufgrund dieser Faktenlage müssen wir mit überwiegender Wahrscheinlichkeit mit entsprechenden Massnahmen (Maskenpflicht, Personenbeschränkungen etc.) rechnen.
Wie sehe Sie das?
Herzliche Grüsse
Jürg Siegrist
Danke, Herr Siegrist für Ihren Kommentar und Frage
Ich versuche andere Menschen grundsätzlich positiv einzschätzen und niemandem gleich eine böse Absicht zu unterstellen. Dies natürich nur solange, wie ich keine klaren Hinweise auf böse Absichten kenne. Daher meine vielleicht etwas zurückhaltendere Einschätzung.
Ich denke, in der Covid-Pandmie ist sehr viel aufgrund von Ängsten entstanden. Viele Menschen haben wegen unbegründeter Ängste Handlungen vollzogen. Auch Politiker und Entscheidungsträger sind selbst solchen Ängsten unterzogen. Ich habe aber auch mit viele Politikern gesprochen, welche das Covid-Risiko und auch die Wirkung einer Impfung sehr vernünftig eingeschätzt haben, die mir aber erzählt hatten, dass sie diese und jene Entscheidung einfach aufgrund des grossen Druckes der Medien gefällt haben. Ein grosser Fehler, den ein Politiker einstecken muss, ist, zu wenig Impfstoff eingekauft zu haben. Im Moment läuft auch gerade eine ähnliche Kampagne wegen der Affenpocken-Viren. Da will man auch sehr aktiv und schnell Politiker dazu zwingen, rasch viel Impfstoff einzukaufen.
Ich kenne leider die „Knebelverträge“, die Sie erwähnen zwischen Bund und Pharma nicht. Natürlich wird die Pharma ein riesiges Intersse haben, möglichst viele Produkte abzusetzen. Aber auch hier muss ich sagen, dass es mich eher wundert, dass unsere Zeitungen einem CEO einer Phramafirma auf der Titelseite Platz geben, um eine Impfung oder einen Booster zu bewerben, ohne dass die Journalisten hier die notwendigen kritischen Fragen stellen. Wenn man nun einmal die Berichterstattung in den Medien so weit hat, dass die das bringen, was Impfhersteller in unseren Köpfen gerne sehen würden, dann wird es für die Entscheidungsträger in der Politik immer schwieriger, sich dagegen zu wehren.
Leider fehlen mir aber wirkliche Daten zu finanziellen Abhängigkeiten zwischen Industrie, Politik und Medien, sodass ich nicht wirklich belegen kann, dass solche Mechanismen tatsächlich spielen. Leser, die über solche Daten verfügen sind herzlich eingeladen, hier auch einen eigenen Beitrag dazu zu verfassen.
Zu Ihrer Frage was den Herbst betrifft: Dazu möchte ich gerne noch mehr hier auf Corona-Elefant ausführen. Aber meine Einschätzung ist, dass genügend Menschen jetzt verstanden haben, dass mehr als 95% eine gute Immunität aufgebaut haben, rund 80% (nach unseren Daten) haben eine Krankheit durchgemacht. Einschneidende Massnahmen wird es nicht geben, ich glaube auch, dass man in der Schweiz nicht sehr aktiv weiter impfen wird, nachdem mehr und mehr Personen verstanden haben, dass die Grundimmunisierung durch die ersten zwei Impfungen entscheidend waren, doch alle weiteren Impfungen wohl für die wenigsten von uns relevant sind.
Sobald ich Zeit finde, werde ich diese Ansicht dann noch – untermauert mit den vorhandenen Daten – ausführlicher auf Corona-Elefant.ch beschreiben.
Ich bedanke mich für Ihr Interesse. Sie helfen auch, wenn Sie den Newsletter auf corona-elefant.ch weiter in ihrem Bekanntenkreis bewerben. Herzlichen Dank
Pietro Vernazza