Wer versteht mehr von Geburten als die Hebammen? In der jüngsten Ausgabe des Magazins des Schweizer Hebammenverbands, Obstetrica, findet sich tatsächlich ein Artikel zu Frage des Geburtenrückgangs. Und da steht:

«Gemäss einer in der Schweiz durchgeführten Studie (Pomar et al. 2022) über die Auswirkung von Covid-19 auf die Geburtenzahlen in 24 europäischen Ländern war der Januar 2021 der einzige Monat mit einem Unterschied bei den Lebendgeburten

Als Gründe werden die Dauer der Quarantäne und des Pro-Kopf-Einkommen angegeben (Obstetrica, 12.2022, S. 4; Hervorhebung vom Autor).

Nur ein einziger Monat mit rückläufigen Geburtenzahlen, und das auch noch, bevor die Impfung eingesetzt hat. Entwarnung auf der ganzen Linie, könnte man glauben.

Der Blick in die zitierte Studie zeigt allerdings, dass die Untersuchung im April 2021 endet. Die in den Medien diskutierten Rückgänge der Geburten im Jahr 2022 sind gar nicht Gegenstand der Untersuchung, was von Pomar et al. korrekterweise als Limitierung der Studienaussage vermerkt wird.

Zwar sagt der Artikel des Verbands nicht, die Untersuchung beziehe sich auf das Jahr 2022. Aber er lässt die Leserin im Glauben, es sei so.  Ein weiteres Beispiel einer Verbreitung von Halbwahrheiten.

Was hat der Hebammen-Verband davon, wenn er den Geburtenrückgang klein redet? Die Ursache muss ja nicht zwingend oder einzig die Impfung sein, aber der Rückgang ist substantiell. Und weil die Ungeborenen keine Lobby haben, der Hebammen-Verband sich aber inhaltlich mit dem Thema Geburt und Säuglingssterblichkeit beschäftigt, würde man meinen, er sei prädestiniert, den Geburtenrückgang unvoreingenommen und vertieft zu beobachten.

Es ist erstaunlich…